Bogensehne – was wäre ein Bogen ohne Sehne?

 

Ein Bogen ohne Bogensehne wäre natürlich nutzlos. Die „Schnur“ mithilfe der wir unseren Stock spannen ist natürlich von immenser Wichtigkeit für den Pfeilflug. Durch die Wahl der richtigen Sehne für unseren Bogen, können wir sowohl die Pfeilgeschwindigkeit, als auch das Handling des Bogens beeinflussen.

 

Bogensehnen aus Dacron, Fast-Flight, Keflar, Vectran oder Naturmaterialien

 

„Dacron“ ist der Markenname des Hersteller DuPont für PET-Fasern (Polyethylenterephtalat), die unter anderem auch in der Medizin als Nahtmaterial für Gefäßprothesen verwendet werden.

„Fast-Flight“ ist der Überbegriff für Sehnen aus High-Performance-Polyethylen (HPPE), die unter verschiedenen Markennamen vertrieben werden. (Dyneema, Certran, Spectra)

„Keflar“ ist der Handelsname eines Aramides. Sehnen daraus weisen weder Längung noch Dehnung auf und wurden eine Zeitlang im Bogensport verwendet. Allerdings können diese Sehne unter bestimmten Umständen ohne Vorwarnung reißen und werden deshalb heute nicht mehr als Bogensehne verwendet.

„Vectran“ wird aus einem Liquid-Crytal Polymer (LCP) hergestellt und hat in Bezug auf Bogensehnen etwa dieselben Vor- und Nachteile wie Keflar. Es wird deshalb als alleiniges Sehnenmaterial nicht mehr, jedoch gemeinsam mit HPPE zum Sehnenbau eingesetzt.

Naturmaterialien – hier kommt für die Bogensehne alles infrage, was nicht reißt und pflanzlicher oder tierischer Herkunft ist. Es ist eine Wissenschaft für sich und eine genauere Betrachtung würde hier zu weit führen.

Reißfestigkeit, Reversible Dehnung, irreversible Längung, Streckung bei Bogensehnen, Gewicht, Durchmesser.

 

Die Reißfestigkeit interessiert uns natürlich deshalb, weil wir wissen wollen, wie viele Stränge unsere Sehne mindestens haben soll, damit sie beim Abschuss nicht reißt.

Die reversible Dehnung der Bogensehne meint, wie sehr sich die Bogensehne beim Abschuss dehnt und danach wieder zusammenzieht.
Je höher die reversible Dehnung, desto weniger Energie wird an den Pfeil abgegeben, aber desto leiser und vibrationsärmer schießt sich der Bogen auch, da die Wurfarme weniger abrupt abgebremst werden.

Die irreversible Längung meint, wie sehr die Sehne in der Anfangszeit längt, bis sie ihre endgültige Länge erreicht hat. Je stärker diese irreversible Längung der Bogensehne ist, desto länger dauert es, bis die Sehne eingeschossen und stabil ist, wir also nicht ständig nachdrehen müssen. (Siehe Standhöhe)

Die Streckung ist nicht mit der Längung oder Dehnung zu verwechseln, sondern sie geschieht, wenn die Bogensehne neu ein- oder aufgedreht gedreht wurde. Die Stränge richten sich dann beim Schießen neu aneinander aus, wodurch sich die Länge verändert.

Das Gewicht einer Bogensehne interessiert uns, weil eine leichtere Sehne mehr Pfeilgeschwindigkeit bringt. (Aber auch mehr Lärm und Vibration)

Der Durchmesser der Sehnen, bzw. der einzelnen Sehnenstränge bestimmt einerseits mit, wie viele Stränge wir brauchen um auf einen Durchmesser zu kommen, der uns eine sichere Aufnahme der Nocke ermöglicht. Allerdings kann diesbezüglich natürlich auch mit der Mitentwicklung und der Nocke selbst stark variiert werden.
Des Weiteren kommt es jedoch beim Lösen, bedingt durch die Anatomie der Finger sowie je nach Fertigkeit des Schützen durch Unsauberkeiten im Ablass, zu einer Seitenbewegung der Sehne, den sogenannten „Sehnenschwung“. Dieser wirkt sich bei dünneren Sehnen prinzipiell stärker aus als bei dickeren und vor allem weniger versierte Schützen machen sich hierdurch den Geschwindigkeitsvorteil einer dünnen, leichten Sehne wieder zunichte.

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Dacron-Sehne oder Fastfligt-Sehne, was ist besser?

 

Ein Strang Dacron weist eine geringere Reißfestigkeit, eine höhere reversible Dehnung, eine höhere irreversible Längung, ein höheres Gewicht und einen größeren Durchmesser auf, als ein Strang Fastflight.
Logischerweise bringt also eine Sehne aus Dacron immer weniger Energie auf den Pfeil, als eine baugleiche Sehne aus Fastflight.
Dafür schießt sich der Bogen mit Dacronsehne etwas leiser, vibrationsärmer und fehlerverzeihender.
Hier muss jeder selbst entscheiden, was er bevorzugt.

Was nun die Unterschiede der Sehnen einzelner Hersteller untereinander betrifft, kann man – wenn man will – die genauen technischen Daten recherchieren oder erfragen und sich dann überlegen, ob die Unterschiede in der Praxis eigentlich noch merkbar sind. Meiner Meinung nach sind hier viele „Neuerungen“  eher dem Marketing geschuldet und rein rechnerischer Natur, ohne das sich für das Bogenschießen dadurch ein wirklicher Vorteil ergeben würde.

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Wie viele Stränge soll meine Bogensehne haben?

 

Als Bruchlast für Dacron wird im Mittel eine Belastung von ca. 50 Pfund pro Strang, für Fastflight eine Belastung von 100 Pfund pro Strang angegeben. Die genauen Werte sind hier wieder vom Hersteller zu erfragen.

Allgemein können wir jedoch sagen, dass wir – bezogen auf die Reißfestigkeit und selbst mit großzügigem Sicherheitsaufschlag – im Bogensport eigentlich viel zu dicke  Sehnen schießen.
Der Einwand, dass eine zu dünne Sehne den Bogen beschädigen könnte, trifft zwar zu. Hier könnte aber wiederum mit einem höheren Mindestpfeilgewicht entgegengewirkt werden. Allerdings sind – wie oben schon erwähnt – dickere Sehnen etwas gutmütiger zu schießen.

Für Dacronsehnen werden im Mittel folgende Anzahl an Strängen empfohlen:

Bis 20 Pfund: 8-10
20-30 Pfund: 10–12
30-40 Pfund: 12–14
40-50 Pfund: 14–16
50-60 Pfund: 16–18
über 60 Pfund: 18

Da Fastflight zwar reißfester, aber auch dünner ist, lautet die Empfehlung in der Regel, hier dieselbe Anzahl zu verwenden, oder sogar noch um 2 oder 4 Stränge dicker zu wählen.
Letzten Endes muss hier wieder der Schütze selbst entscheiden, mit welchem Setup er sich wohlfühlt.

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Einfluss der Bauweise der Bogensehen

 

Bogensehnen werden entweder als Endlos-Sehnen oder als flämisch gespleißte Sehnen gefertigt. Endlossehnen sind  aus einem durchgängigen Stück Sehnengarn „endlos“ zusammengelegt und die Öhrchen werden nur durch die Wicklung gehalten. Bei flämisch  gespleißte Sehnen entstehen die Öhrchen dadurch, dass die Sehnenstränge miteinander verflochten (gespleißt) werden.

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Prinzipiell gilt, dass Endlos-Sehnen durch ihre Bauart weniger elastisch sind, also mehr Energie an den Pfeil abgeben. Auch muss sich bei flämisch-gespleißten Sehnen der Spleiß in der Anfangszeit erstmal setzen, wodurch diese also länger eingeschossen werden müssen, bis sie ihre Endlänge erreicht haben. Die Längenänderung kann hier bis zu etwa einem Zoll betragen.

Wie schon bei der Wahl des Sehnenmaterials und der Anzahl der Sehnenstränge, ist es auch hier letztlich wieder die Vorliebe des Schützen, die entscheidet, mit welcher Machart der Bogensehne er sich wohlfühlt.

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