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Zu treffen spielt beim Bogenschießen für alle in der einen oder anderen Weise eine Rolle. Warum das so ist und warum es oft nichts bringt zu sagen: “Es ist mir egal, ob ich treffe”, erfährst Du im Folgenden.
Bewusstes “treffen wollen” für leistungsorientierte Schützinnen*
Inhaltsverzeichnis
Für leistungsorientierte Schützinnen, die gute Platzierungen bei Bewerben erreichen oder einfach ihren persönlichen Punkteschnitt erhöhen möchten, ist die Sache klar: Je genauer die Ziele getroffen werden, desto mehr Punkte. Wer nicht ausreichend gut trifft, erreicht seine selbst gesteckten oder für Qualifikationen etc. erforderlichen Ziele nicht.
Unbewusstes “treffen wollen” für alle Schützinnen
Subtiler ist die Thematik hingegen auf einer anderen Ebene, die uns alle betrifft.
Nämlich: Was geschieht mit uns, wenn wir gut treffen?
Genau: Es löst ein gutes Gefühl in uns aus.
Man kann auch sagen: Das Belohnungssystem in unserem Gehirn wird getriggert. Und weil es eben so ein gutes Gefühl ist zu treffen, möchten wir dieses Gefühl immer wieder erleben. In diesem Sinne kann Bogenschießen also tatsächlich im wörtlichen Sinne süchtig machen.
Das ist einerseits natürlich praktisch, weil es uns dazu bringt, immer und immer wieder Bogenschießen zu üben. Andererseits können sich dadurch aber auch gewisse Komplikationen ergeben.
Denn wie bei jeder Sucht benötigen wir allmählich immer höhere Dosen, um mit dem guten Gefühl belohnt zu werden:
Bögen, Zubehör & mehr
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Je besser wir treffen, desto besser wollen wir treffen
Die Lernkurve ist beim Bogenschießen anfangs enorm steil. Auch wer nur wenig und unkoordiniert trainiert, macht in dieser Zeit rasch Fortschritte. Wusste man gestern noch nicht, wie man den Bogen eigentlich hält, trifft man heute sozusagen schon aus zehn Metern ins Gold. Wir werden also laufend und häufig belohnt.
Zugleich gewöhnen wir uns aber auch an unsere Leistung. Haben wir oft genug aus zehn Metern ins Gold getroffen, ist das einfach Standard für uns. Das wirklich gute Belohnungs-Gefühl erleben wir erst wieder, wenn es uns auch aus 15 Metern gelingt und danach wiederum aus noch größeren Distanzen oder auf noch kleinere Ziele …
Gleichzeitig flacht die Erfolgskurve jedoch immer stärker ab. Auf zehn Meter treffsicher zu werden ist mit ein bisschen guten Willen keine große Kunst. Auf 30, 40, 50 oder gar 70 Meter äquivalente Trefferbilder hinzubekommen, fordert hingegen jahrelanges Training. Ergo werden wir immer seltener belohnt, dafür aber um so öfter enttäuscht. Diese Enttäuschung, respektive der unbewusste Versuch sie zu vermeiden, spielt vermutlich eine wichtige Rolle beim Thema Goldangst.
Treffen als nicht wichtig erachten, funktioniert nur bedingt
Auf der unbewussten Ebene kommen wir der Sache nicht einfach bei, indem wir behaupten, zu treffen sei uns egal. Wir werden dennoch immer wieder etwas Enttäuschung verspüren, falls wir daneben geschossen haben. Das sollten wir nicht vor uns selbst zu verheimlichen versuchen, sondern einfach annehmen.
Treffen oder nicht-treffen dennoch nicht in den Mittelpunkt stellen
Zugleich bedeutet dies jedoch nicht, dass wir den Treffer oder eben den Nichttreffer in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stellen sollten. Vielmehr sollten wir mit unserer Aufmerksamkeit in entspannt-wacher Weise bei unserem Bewegungsablauf bleiben. Gelingt uns dies, gelingt uns häufig auch das treffen.
Poster zum Schussablauf
Vorsicht vor Trugschlüssen aufgrund von Treffern oder Nichttreffern
Vor allem Anfänger, teilweise aber auch recht fortgeschrittene Schützinnen neigen dazu, aus Treffern oder Nichttreffern pauschalisierte Rückschlüsse auf ihren Bewegungsablauf zu ziehen. Das ist jedoch mit äußerster Vorsicht zu genießen:
Ein ausgezeichneter Treffer bedeutet nicht zwangsläufig einen hervorragenden Bewegungsablauf
Bei weit gestreuten Gruppierungen ist das für die meisten noch nachzuvollziehen: Ein Pfeil im Gold ist einfach ein Glückstreffer.
Aber auch engere Gruppierungen im Gold sind nicht unbedingt ein Zeichen für einen wirklich optimalen Bewegungsablauf. Sie zeigen natürlich, dass der Ablauf reproduzierbar ist und für eine bestimmte Distanz ausreicht. Aber ob die Schießtechnik dabei wirklich optimal ist, muss dennoch gespürt und kann nicht gänzlich am Trefferbild festgemacht werden.
Ein schlechter Treffer bedeutet nicht zwangsläufig einen schlechten Bewegungsablauf
Umgekehrt bedeutet ein schlechter Treffer nicht unbedingt, dass der gesamte Ablauf schlecht war. Möglicherweise waren nur ein oder zwei Elemente im Ablauf nicht optimal.
Oder – beim Schießen auf unbekannte Entfernungen – die geschätzte Entfernung oder die intuitive Entfernungswahrnehmung waren falsch, während die Schießtechnik an sich eigentlich perfekt war.
Zusammengefasst sehen wir also, dass uns das Treffen zwar wichtig ist – und auch sein darf – wir es aber dennoch klar vom Schussablauf – respektive dessen Beurteilung – trennen sollten.
In diesem Sinne: Alle ins Gold, alle ins Blatt
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