Abenteuer Bogenschießen – Freiheit und Vielfalt
Inhaltsverzeichnis
Das “Abenteuer Bogenschießen” beschäftigt den Menschen seit mindestens 17000, möglicherweise auch schon 60000 Jahren. Nach Stein- und Speerschleuder ist der Bogen aus physikalischer Sicht der erste komplexe Kraftwandler. Während Schleudern “nur” die Bewegung des Schützen verstärken, wandelt der Bogen die aufgebrachte, in die Wurfarme übertragene Muskelkraft beim Lösen in die Gegenrichtung um und überträgt sie auf den Pfeil.
Aber gehen wir weg von der Physik, betrachten wir das Abenteuer Bogenschießen aus menschlicher Sicht.
Der Bogen war immer auch mit Abenteuer verknüpft
Ein Abenteuer ist per Definition eine “risikoreiche Unternehmung”. Insofern war gerade auch die Jagd mit dem Bogen für den frühen Menschen ein Abenteuer. Und jeder bewaffnete Konflikt – bei denen Pfeil und Bogen über Jahrtausende hinweg die wichtigste Fernkampfwaffe waren – war ohnehin risikoreich und abenteuerlich.
Bögen, Zubehör & mehr
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Berühmte Bogenschützen waren selten Konformisten
Es gab wohl zu jeder Zeit Bogenschützen, die ganz außergewöhnliches zustande brachten. Anklang an sie finden wir in diversen Mythen und Sagen. Dabei waren außergewöhnliche Bogenschützen wohl auch immer außergewöhnliche Menschen.
Nehmen wir beispielsweise die älteste Apfelschuss-Saga:
Die Sage von Toko
In dieser muss Toko, ein Gefolgsmann von König Harald Blauzahn, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen. Toko ist der Sage nach sehr dienstbeflissen und dadurch auch beneidet. Zu seinem Unglück ist Toko aber auch ein Prahler und gibt damit an, einen kleinen Apfel von einem Holzpflock schießen zu können. Seine Neider berichten Blauzahn davon, der daraufhin fordert, Toko solle den Apfel auf den Kopf seines Sohnes, anstatt auf den Holzpflock stellen.
Der Schuss gelingt und Toko wird nicht weiter bestraft, muss aber einige Zeit später eine lebensgefährliche Ski-Abfahrt vom Kullaberg absolvieren, da er damit geprahlt hatte, dies genau so gut zu können wie der König.
Toko verzichtet daraufhin auf weitere Abenteuer im Dienste des Königs und verwundet Blauzahn einige Zeit später aus dem Hinterhalt, als dieser in einem Wald gerade “zur Entleerung des Darmes” im Gebüsch saß. Harald Blauzahn stirbt später an dieser Verletzung.
Toko als Vorbild für die Abenteuer von Egil, Wilhelm Tell und Punker von Rohrbach
Egil, der Bruder von Wieland, dem berühmten Schmied, muss in der Thidreksage den Apfelschuss als Bewährungsprobe am Hof des Königs Nidungs ausführen. Später rettet er seinen Bruder das Leben, als er, wie vom König befohlen, auf den davonfliegenden Wieland schießt, dabei aber wie vorher vereinbart auf eine mit Blut gefüllte Kalbsblase zielt, die der Schmied unter der Achsel trägt. So rettet Egil in diesem Abenteuer seinem Bruder das Leben.
Der berühmte Freiheitskämpfer Wilhelm Tell muss – mit der Armbrust – einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen, nachdem er den Befehl von Landvogt Gessler, einen Hut auf einer Stange zu grüßen, verweigert hatte.
Punker von Rohrbach, der Hexer ist eine Sagengestalt aus dem Hexenhammer mit angeblich übernatürlichen Kräften. Er muss anstelle eines Apfels eine Münze vom Kopf seines Sohnes schießen.
Robin Hood – König der Diebe
Robin Hood ist wohl zumindest für die nicht ganz junge Generation der bekannteste Bogenschütze. In mittelalterlichen Balladen noch oft als grausamer Wegelagerer dargestellt, entwickelte sich seine Gestalt im Laufe der Zeit zum patriotischen Freiheitskämpfer, der den Reichen nimmt und den Armen gibt.
Merida – die Rebellin
Der jüngeren Generation ist das Bogenschießen durch den 2012 erschienen Pixar-Film Merida bekannt. Merida ist alles andere als eine folgsame Königstochter und wehrt sich als erfolgreiche Bogenschützin erfolgreich gegen ihre Zwangsverlobung.
Legolas
Als Herr der Ringe noch nur ein Buch war, brachte kaum jemand den Elb Legolas mit Bogenschießen in Verbindung. Erst mit den Verfilmungen von Peter Jackson 2001-2003 wurde Legolas der breiten Masse auch als Bogenschütze bekannt. Wenngleich Elben als recht konservativ angesehen werden müssen, ist auch Legolas ein Revoluzzer: Er ist der einzige Elb, der mit in das Abenteuer, den Ring in die Feuer von Mordor zu werfen, auszieht. Und er entwickelt eine enge Freundschaft mit dem Zwerg Gimli, mit dem er nach Aragorns Tod die Fahrt nach Westen antritt – In Anbetracht dessen, dass sich Elben und Zwerge normal nicht leiden können ein echtes Novum.
Die Abenteuer des Odysseus
Aber kehren wir wieder ein bisschen in der Zeit zurück. Auch Odysseus, der gegen seinen Willen in den Trojanischen Krieg ziehen musste und hernach auf seiner Irrfahrt jede Menge Abenteuer* erlebte, ist ein begnadeter Bogenschütze. Schließlich nach Ithaka zurückgekehrt besiegt er die Freier seiner treuen Gemahlin Penelope, nachdem er einen Pfeil durch die Schaftlöcher von zwölf hintereinander stehenden Äxten geschossen hatte.
Abenteuer, Abenteurer …
Man mag von obigen Gestalten halten, was man will – aber in irgend einer Weise sind sie alle Abenteurer die gegen das “Establishment” aufbegehrten. Es sind Gedanken wie “Freiheit” und “Individualität” , welche die meisten von uns mit dem “Abenteuer Bogenschießen” zwangsläufig in Verbindung bringen. Bogenschießen ist immer auch mit einem Hauch Aufbegehren und ein bisschen Frevel verbunden. Es ist vorrangig nicht das Bogenschießen als sportliche Tätigkeit an sich, welche die meisten Menschen anlockt, sondern der damit verbundene Mythos.
Nicht der beste Bogen verkauft sich, sondern die beste Abenteuer – Geschichte
Nicht das beste Produkt verkauft sich am besten, sondern die beste Abenteuer-Geschichte. Wer sein Produkt an seine Zielgruppe verkaufen will, braucht eine gute Geschichte. Das weiß der Autohersteller genauso, wie der Bogenhersteller. Natürlich muss die Qualität in Ordnung sein damit der Ruf (die Geschichte) keinen Schaden nimmt. Aber wer sich kurz überlegt welche Markennamen oder Bogenbauer ihm spontan einfallen und sich ansieht, welche Bilder und Storys damit verknüpft sind, wird ziemlich sicher ein Abenteuer, einen Mythos oder selbstverständlich auch Revoluzzer-Gefühl finden.
Abenteuer Vielfalt
Aus – sagen wir mal – 60000 Jahren Bogenschießen ergibt sich eine große Vielfalt an Bogentypen, Schießtechniken und letztendlich auch Beweggründen warum Menschen mit dem Bogenschießen beginnen. Dabei ist es weniger häufig so, dass Menschen das Bogenschießen mit dem Gedanken beginnen, unbedingt Regel- Material- und Schießstil-normierte Leistungsschützen werden zu wollen, die das Bogenschießen im Wechsel aus systematischem Leistungssporttraining und offiziellen Bewerben ausüben möchten.
Vielmehr ist es dieser Hauch von Abenteuer und Freiheit der die Menschen zum Bogenschießen animiert. Und sie finden tatsächlich die Möglichkeit, dass Bogenschießen in einer Weise auszuüben die ihren persönlichen Beweggründen entspricht. Die wiederum vielfältig sein können, wie in diesem Video beschrieben:
Vielfalt ist nicht immer einfach
Die Bogenschützen sind eine große Familie. Und wie in jeder guten Großfamilie gibt es auch in dieser Meinungsverschiedenheiten, ungeliebte Familienmitglieder und mitunter sogar regelrechte Fehden. Der Survivalist im Tarnfleck am 3D- Parcours und der in weiß gekleidete Kaderschütze werden nicht immer die besten Freunde sein, um das mal als ein Beispiel von vielen zu nennen.
Und dazwischen gibt es in allen Bereichen – eben immer abhängig vom persönlichen Zugang, den jemand zum Bogenschießen hat – noch ungefähr eine Million weitere Sachen über die Bogenschützen untereinander ganz vortrefflich streiten können.
Ein heiteres Abenteuer
Zum Schluss jedoch hilft ein wenig Heiterkeit bei jedem guten Abenteuer – gerade auch beim Abenteuer Vielfalt. All die oben genannten Bogenschieß-Helden hatten in ihrem Leben mit Sicherheit jede Menge Meinungsverschiedenheiten. Aber mit Sicherheit haben sie sich darüber hinaus immer eine gewisse Heiterkeit bewahrt. Ein lächelnde, gelöste Heiterkeit, ohne der sie ihre Meisterschüsse gewiss niemals zuwege gebracht hätten.
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