Stärken stärken und Schwächen schwächen
Inhaltsverzeichnis
Stärken stärken und Schwächen schwächen ist ein bekannter Leitsatz, der überall dort, wo es um Optimierung geht, angewandt wird. Hinter dem zusammenfassenden Überbegriff steht eine komplexe Thematik. Im ersten Schritt müssen Stärken und Schwächen erkannt werden. Im zweiten Schritt ist zu klären, in welchem Maße und in welcher Reihenfolge Stärken ausgebaut und Schwächen verringert werden sollen. Darauf fußt das Entwickeln spezifischer Lösungsstrategien sowie wiederkehrende Überprüfung der Fortschritte und gegebenenfalls notwendige Neubeurteilung und Nachjustierung der getroffenen Maßnahmen.
Stärken stärken und Schwächen schwächen beim Bogenschießen
Um zuerst ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen und die Suche nach Stärken und Schwächen systematisch anzugehen empfiehlt es sich, dass Bogenschießen an sich erstmal weiter zu unterteilen. Es bieten sich folgende drei Aspekte an, die in sich weiter unterteilt werden können:
Stärken und Schwächen beim Material
Hier ist zu überlegen, inwiefern bezüglich des Materials Verbesserungen vorgenommen werden können. Denkbar sind hier beispielsweise:
- Veränderungen am Zuggewicht
- Veränderungen bezüglich Bogengewicht und Formgebung des Griffstücks
- Diverse Einstellungen am Zubehör
- Anpassung/Feinabstimmung des Pfeils auf den Bogen und die zu schießende Disziplin
Stärken und Schwächen in Bezug auf den Schießstil
Dies bezieht sich auf den rein körperlichen Ablauf des Bogenschießens und ist naturgemäß komplex. Einige Überlegungen sind beispielsweise:
- Ausgangshaltung (Stand) und notwendige Variationen davon beim 3D oder Feldbogenschießen
- Grundsätzlicher Bewegungsablauf und damit einhergehenden Muskelanspannung und Körperhaltungen
- In weiterer Folge alle Bestandteile des Schussablaufes für sich genommen, angefangen vom Platzieren der Füße bis zur Spannungsüberhöhung und dem Nachhalten. (Je nachdem wie differenziert Schützen ihren Bewegungsablauf kennen finden sich oft dreißig oder noch mehr Bestandteile, die für sich analysiert werden können.)
- Körperliche Ausdauer, Zustand der Muskulatur, Regeneration
Stärken und Schwächen im mentalen/emotionalen Bereich
Dieser Punkt umfasst den gesamten Gedanken- und Gefühlsbereich des Schützen. Einige Punkte daraus:
- Regulierung des Aktivierungsniveaus
- Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeitssteuerung
- Umgang mit Misserfolgen, Störquellen, Leistungsanspruch
- Fähigkeit Entfernungen zu beurteilen
- Fähigkeit zwischen Einflüssen des Materials und anderen Einflüssen zu unterscheiden
- Motivation
Bögen, Zubehör & mehr
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Welche Stärken stärken und welche Schwächen schwächen?
Hier muss überlegt werden, wie stark sich Stärken oder Schwächen auswirken und ob der nötige Aufwand in Relation zur erwarteten Verbesserung steht. Als erster Richtwert kann genommen werden, dass die drei Bereiche in folgender Aufteilung zum Ergebnis beitragen:
Material: max. 10%
Schießtechnik und mentale Aspekte: mind. 90%
Die Gewichtung Schießtechnik-mentale Aspekte verschiebt sich im Laufe der Zeit immer mehr in Richtung mentale Aspekte. Für den Anfänger hat das Erlernen und Verfeinern der Schießtechnik noch einen relativ hohen Stellenwert. Ist der Ablauf jedoch einmal erlernt und gefestigt und der Schütze körperlich entsprechend fit, geht es fast nur noch darum, dass der Schuss tatsächlich störungsfrei ausgeführt werden, bzw. ablaufen kann.
Bevor also sehr viel Zeit und Energie in Material-Feintuning investiert wird, sollte diese lieber in – je nach Stand des Schützen – Techniktraining und Mentaltraining fließen.
Auf das Material bezogene Schwächen, die sich sehr leicht beheben lassen, werden gegebenenfalls natürlich ebenfalls nach vorne gereiht.
Probleme im Kopf?
Das Ding mit dem hässlichen Cover…
First things first
Dieser Leitsatz gilt auch beim Stärken stärken und Schwächen schwächen.
Hat ein Anfänger beispielsweise noch keinen gut definierten Ankerpunkt und löst nicht aus der Rückenspannung, wird zuerst mit dem Ankerpunkt begonnen, da dies der Anfänger wesentlich früher bewerkstelligen kann als die Spannungsüberhöhung beim Schuss.
Ebensolches gilt beispielsweise, wenn ein Schütze Probleme hat sich beim Einzeltraining zu konzentrieren und es ihm nochmal schwerer fällt, wenn andere Schützen oder Störquellen dabei sind. Mit entsprechendem Mentaltraining zuerst unter Idealbedingungen wird der Schütze schneller eine gute Ausgangsbasis generieren, um später auch unter Einfluss anderer Störquellen besser konzentriert bleiben zu lernen.
Es wird immer das zuerst angegangen, was sich voraussichtlich kurz- bis mittelfristig bewerkstelligen lässt und anderen Dingen vorausgeht.
Stärken stärken oder Schwächen schwächen?
Auch bei dieser Frage entscheidet natürlich das zu erwartende Ergebnis nach der Korrektur der Schwäche oder dem Ausbau der Stärke. Gruppiert ein Schütze beispielsweise beim geraden Schuss auf 20 Meter bereits sehr gut auf die Scheibenmitte, hat aber Schwierigkeiten mit Winkelschüssen im Gelände, ist es wahrscheinlich sinnvoller die Schwäche “Schießen in veränderter Körperhaltung” zu schwächen. (Vorausgesetzt das Ziel besteht in der Verbesserung des Bereichs 3D Bogenschießen)
Ab einem gewissen Niveau geht es hauptsächlich nur noch um den Erhalt des Leistungsniveaus, von dem weg Spitzenergebnisse “geschehen” können. Hier beziehen sich Stärken und Schwächen natürlich auf jene Dinge, die dem Schützen beim Erhalt des Staus Quo unterstützen oder eben dazu beitragen, dass sein Niveau wieder absinkt.
Sehr pauschalisierend lässt sich sagen, dass Bogenschießen in Summe eher ein Schwächen der Schwächen und ein Erhalten der sich mit der Entwicklung ausbildenden Stärken ist.
Stärken stärken und Schwächen schwächen ist nicht statisch
Der Prozess verlang immer wieder einmal eine neue Bestandsaufnahme und Beurteilung der bisher getanen Schritte. Bogenschießen (lernen) ist ein multifaktorieller Prozess und es ist immer im Auge zu behalten, welche Auswirkungen der Fokus auf das Stärken einer Stärke oder das Schwächen einer Schwäche auf das Gesamtbild hat.
Ein Schritt-für-Schritt Plan sollte also in regelmäßigen Schritten neu beurteilt und gegebenenfalls angepasst werden.
Stärken stärken, Schwächen schwächen – Prioritätenliste
Die einfachste Herangehensweise besteht darin, sich eine Liste mit Stärken und Schwächen aus den einzelnen Bereichen zu machen und ihnen einen Wert zwischen 1 und 5 zuzuweisen, je nachdem wie wichtig der jeweilige Punkt zur Verbesserung von Trefferbild/Ergebnis eingeschätzt wird. Im nächsten Schritt wird nach dem Prinzip “first things first” ein Buchstabe von A bis E zugewiesen. Auf diese Weise ergibt sich schließlich eine sortierte Liste* mit Dingen die angegangen werden können:
Ankerpunkt definieren: 5A
Konzentration auf den Bewegungsablauf üben: 5A
An der Rückenspannung arbeiten: 5B
Störquellen ausblenden lernen: 4 C
Pfeil besser anpassen: 3B (wird möglicherweise durch Punkt 1 u 3 nötig)
etc.
Mit dieser Liste ist eine Arbeitsgrundlage geschaffen, die – wie oben erwähnt – immer wieder mal neu beurteilt werden und gegebenenfalls umgestaltet werden soll.
Wieso muss ich das so systematisch machen? (Nachwort des Autors)
Du musst nicht, sondern kannst auch einfach so Bogenschießen und – falls Du überhaupt den Anspruch hast besser zu werden – einfach so nach Gefühl trainieren.
Wenn Du jedoch das Gefühl hast auf der Stelle zu treten, dann kann alleine schon die Überlegung, was eigentlich konkret Deine Stärken und Deine Schwächen beim Bogenschießen sind, neue Impulse bieten und zu einer Verbesserung Deiner Trefferbilder führen. Ob und wie systematisch Du am Stärken stärken und Schwächen schwächen arbeitest, ist einzig und alleine Deine persönliche Entscheidung.
Fast jeder will besser treffen
Nachdem Du den Artikel aber bisher gelesen, bzw. überhaupt angeklickt hast, wage ich die dreiste Behauptung, dass Du – aus welchen Beweggründen auch immer – besser Bogenschießen möchtest. Das dies ab einem gewissen Punkt mit “einfach nur so Bogenschießen” kaum mehr möglich ist, lässt sich in der Praxis massenhaft beobachten. Bzw. umgekehrt: Schützen die gute Ergebnisse schießen, trainieren gezielt genau jene Bereiche, in denen sie Schwächen haben und arbeiten zugleich am Erhalt ihrer Stärken – wie ein altes Sprichwort sagt:
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
In diesem Sinne, mit allen Stärken und allen Schwächen:
Alle ins Gold, alle ins Blatt
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