Der Widerstand gegen mentales Training beim Bogenschießen

Mentales Training ist für das Bogenschießen unerlässlich – jeder weiß es, niemand macht es.
Gut – dass niemand mentales Training macht, ist natürlich plakativ übertrieben. Aber obgleich eigentlich alle Bogenschützen immer wieder feststellen, dass sie schlechter treffen, wenn sie nicht in ihrem optimalen Zustand für das Bogenschießen sind, lehnen sehr viele von ihnen die Beschäftigung mit Mentaltraining ab. Warum das möglicherweise so ist, werden wir unten noch sehen. Zuerst jedoch ein paar typische Sätze die Bogenschützen sagen, wenn es mal wieder nicht so läuft:

  • Ich kann mich heute nicht so recht konzentrieren
  • Heute passt´s nicht, ich komme nicht so richtig rein
  • Ich brauche immer erst eine halbe Parcours-Runde bis ich von meinem Stress in der Arbeit runter bin.
  • Heute sind schon wieder so viele Leute da, da kann ich nie wirklich entspannt schießen.
  • Im Kopf muss es passen – aber das kann man halt nicht ändern.
  • Wenn der erste gleich daneben geht, ist´s vorbei, da treffe ich nichts mehr.
  • Am Anfangs läuft´s immer, aber irgendwann ist plötzlich die Konzentration weg.
  • Sobald ich mitschreibe, schieße ich schlechter.
  • In der Gruppe kann ich nicht so gut schießen.
  • Es geht immer nur so lange, bis ich einmal daneben geschossen/einen Pfeil verloren/mich eine Gelse gestochen, etc. hat.

In all diesen und ähnlichen Fällen werden zwar Symptome und äußere Ursachen dafür erkannt, das Ganze wird jedoch als unabänderlich hingenommen. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Die äußeren Umstände lassen sich immer nur sehr begrenzt bis gar nicht beeinflussen. Wie wir jedoch damit umgehen und darauf reagieren, können wir durch mentales Training langfristig und nachhaltig beeinflussen.
Natürlich hat jeder Mensch seine eigenen Idealbedingungen unter denen er sich beim Bogenschießen am wohlsten fühlt. Natürlich lassen sich störende Gedanken und Gefühle nicht einfach wegzaubern. Natürlich kommen wir auch nicht immer mit einem einfachen Fingerschnippen in unseren Idealzustand – aber wir können lernen ihm näher zu kommen.

Bögen, Zubehör & mehr

*

Warum betreiben jetzt nicht mehr Bogenschützen mentales Training?

Dafür gibt es verschiedene Gründe, die sich mit “Weiß nicht, wirkt nicht, fürchte mich” zusammenfassen lassen. Von hinten nach vorne:

Ich fürchte mich vor mentalem Training weil…

Es ist jener Grund dem gerne andere Gründe vorgeschoben werden. Mentales Training ist keine Psychotherapie, bedingt aber natürlich, dass man sich auch mit sich selbst auseinandersetzt – und sich dabei zwangsläufig manchmal auch mit Dingen konfrontiert sieht, die man sonst lieber ausblendet.
Die zweite Furcht ist die Furcht vor dem Unbekannten. Wer damit bislang damit nichts am Hut oder es sogar abgelehnt hatte, muss sich neuen Erfahrungen stellen oder sich sogar eingestehen, dass seine vorherige Meinung falsch war, wenn er sich entscheidet fortan mentales Training zu betreiben.

Mentales Training wirkt (bei mir) nicht. Mentales Training ist nur für Leistungssportler

Das Mentaltraining bei einem selber oder auch generell nicht wirkt, wird häufig als Grund vorgeschoben. Da es kaum eine Sportart gibt, in der Spitzenathleten überhaupt keine Form mentalen Trainings betreiben, kann man wohl schwer behaupten, dass Mentaltraining per se unwirksam wäre. Warum sonst sollten Spitzensportler mit ohnehin schon straffem Trainingszeitplan auch noch Zeit für das mentale Thema aufwenden?
Viele Menschen kommen im Laufe ihres Lebens einmal mit zumindest einer der vielen existierenden mentalen Techniken in Berührung. Manchmal aus Neugier, weil sie zufällig auf einen entsprechenden Artikel oder ein Video stoßen, häufig auch im beruflichen Bereich auf verschiedenen Seminaren rund um Stress- und Selbstmanagement, Mitarbeiterführung, Recruiting, Entwicklung kreativer Fähigkeiten, ferner auch im Rahmen medizinischer Therapien und Rehabilitationen. Diese Angebote sind jedoch fast immer zeitlich begrenzt und finden sehr häufig im Gruppen-Setting statt. Soll heißen: Nicht immer findet dort jeder die Methoden, die für ihn geeignet wären oder schafft es, das Gelernte mitzunehmen und häufig genug zu üben. Daraus resultiert letztendlich die Meinung: “Das funktioniert bei mir nicht.” – Insbesondere dann, wenn von vornherein Vorurteile dagegen bestanden haben.

Mentaltraining funktioniert bei jedem Menschen. Es ist allerdings – wie der Name schon sagt – etwas was trainiert werden muss. Genauso wie der Bewegungsablauf und die dafür notwendige Muskulatur, Beweglichkeit und Koordination beim Bogenschießen durch Training erlernt, perfektioniert und erhalten wird, kann auch mentales Training nur dann greifen, wenn es regelmäßig genug geübt wird. Und genau so, wie jedes körperliche Training letztlich auf individuelle Gegebenheiten abgestimmt sein muss, trifft dies auch auf das mentale Training zu.

Das mentale Training nur für Leistungssportler – oder gestresste Manager – etwas ist, trifft ebenso wenig zu. Jeder Mensch kann von Mentaltraining profitieren: Im privaten, beruflichen, sportlichen und zwischenmenschlichen Bereich. Und bezogen auf das Bogenschießen geht gerade dem Anfänger das Lernen der Grundtechnik leichter von der Hand, wenn er von Anfang an auch die mentalen Aspekte miteinbezieht.

Das umfangreichste Werk zum Bogensport

Ich weiß nicht wie mentales Training funktioniert. (Alternativ: Ich glaube das ist mir zu esoterisch)

Bevor jemand mit dem Bogenschießen begonnen hat, wusste er auch nicht wie Bogenschießen funktioniert. Soll heißen: Es sind eigentlich genug Möglichkeiten da, man muss nur anfangen sich mit der Thematik zu beschäftigen. Dann allerdings, steht man relativ rasch vor dem umgekehrten Problem: Man findet eine regelrechte Flut von Methoden und Angeboten und weiß nicht, wo man am besten anfangen soll. Fakt ist auch, dass mentale Techniken universell einsetzbar sind. Daraus resultiert auch das Vorurteil, Mentaltraining sei esoterisch, da auch in diesem Bereich entsprechende Techniken zum Einsatz kommen – mit dem Unterschied, dass die Wirkung dann irgendwelchen unsichtbaren Geistwesen etc. zugeschrieben wird… Es steht natürlich jedem frei zu glauben, was er glauben will – Aber Mentaltraining funktioniert ohne jeglichem übernatürlichen Firlefanz.

Wer mit Mentaltraining beginnen möchte und sich von der Vielfalt an Angeboten überrollt fühlt, sollte sich an ausgebildete Mentaltrainer, Sporttrainer mit entsprechender Zusatzqualifikation oder Psychologen wenden. Frag gegebenenfalls auch etwas genauer nach Ausbildungen und Qualifikationen, da Mentaltrainer-Ausbildungen nicht einheitlich geregelt sind und manche Zertifikate an einem Wochenende vergeben werden.

(In meinem Fall: Ein auf 16 Monate ausgelegte Ausbildung zum Mentaltrainer via sgd die ich dank Corona-Lockdown schneller absolvieren konnte. Hierbei war durch umfassende schriftliche und mündliche Arbeiten das Verständnis der einzelnen Themengebiete nachzuweisen.
Einige Jahre Arbeit als Betreuer für Menschen mit geistiger Behinderung, in diesem Zusammenhang natürlich auch interne Schulungen zu pädagogischen und psychologischen Grundlagen und regelmäßige Supervision.
Weiter rund 30 Einheiten Selbsterfahrung unter psychotherapeutischer Begleitung. Außerdem natürlich fortwährende autodidakte Beschäftigung mit den entsprechenden Themenfeldern und Austausch mit Menschen aus ähnlichen Bereichen
2022, um neue Impulse zu erhalten und zur Auffrischung, eine Ausbildung speziell für Sport-Mentaltraining der Flexyfit Sportakademie)

Ein weiteres Vorurteil: Bogenschießen an sich ist bereits mentales Training

Häufig wird der Einwand gebracht, Bogenschießen an sich sei ja bereits mentales Training. Das ist jedoch nur sehr bedingt der Fall. Bogenschießen bedingt mentale Fähigkeiten und natürlich werden diese Fähigkeiten bis zu einem gewissen Grad alleine durch die Tätigkeit an sich mittrainiert. Es gibt hier jedoch eine – meist relativ rasch erreichte – Grenze, ab der Bogenschützen an ihre eigenen mentalen Grenzen stoßen. Dies wäre spätestens der Zeitpunkt, an dem gezielt mit mentalem Training begonnen werden sollte. Stattdessen wird aber häufig lieber am Material oder an der eigentlich eh schon sauberen Schießtechnik herumgedoktert.
Anders gesagt: Bogenschießen ist nur dann Mentaltraining, wenn man es auch als solches betreibt.

Was genau ist jetzt mentales Training für Bogenschützen eigentlich?

Mentales Training – unabhängig davon, ob es sich um das Bogenschießen oder etwas anderes handelt – bedeutet im Prinzip nichts anderes, als einen förderlichen Umgang mit sich selbst zu entwickeln. Dieser förderliche Umgang beginnt immer “mental”, also damit, dass wir damit beginnen uns überhaupt erst Gedanken darum zu machen. Die Art wie wir auf Umwelteinflüsse und auf uns selbst reagieren ist größtenteils automatisiert. Was auch gut ist, denn wenn wir über jede Reaktion erst nachdenken müssten, wären wir schon lange ausgestorben. Manches davon behindert uns jedoch mehr, als das es uns hilft. Durch mentales Training lernen und üben wir, in solche hinderlichen Prozesse einzugreifen, ihre Wirkungen abzumildern und sie nach und nach durch konstruktive Denk- und daraus resultierend auch Handlungsweisen zu ersetzen.
Entspannungstechniken, autosuggestive Verfahren, Übungen zur Selbstwahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung, Selbstgesprächsregulation, Visualisierung, mentales Trainieren von Bewegungsabläufen, Ankertechniken … der mentale Werkzeugkoffer ist riesig. Ausgangspunkt ist immer eine erste Klärung des Ist-Zustandes und je nach Ergebnis und Persönlichkeit sind es unterschiedliche Schwerpunkte die mithilfe unterschiedlicher Methoden zuerst angegangen werden.

In diesem Sinne, alle ins Gold, alle ins Blatt

Besser Bogenschießen mit Mentaltraining

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Buch bietet aktiven Bogenschützen die Möglichkeit, selbstständig an ihrem mentalen Setup zu arbeiten. Entgegen der Annahme vieler Bogenschützen, können wir durchaus auf unseren mentalen Zustand einwirken und daran arbeiten, in unseren individuellen Optimalzustand für das Bogenschießen zu gelangen. Erst wenn...

Dir gefallen meine Beiträge und Videos?

Schau Dir auch meine neuen Bücher dazu an!

Pfeil rutscht beim Spannen von der Auflage
Pfeil rutscht beim Spannen von der Pfeilauflage – Gründe Anfänger haben häufig das Problem, dass ihnen beim Spannen der Pfeil von der Pfeilauflage oder aus dem Bogenfenster rutscht. Häufig kommt dieses Problem auch erst dann zum Vorschein, wenn auf Klebeauflagen* mit...
Langbogen selber bauen: Mit der richtigen Anleitung klappt es
Gastbeitrag von Matthias Wiltschko, www.bogenbauschule.at Viele Hölzer kommen für den Bau eines Langbogens infrage   Der englische Langbogen ist wohl jedem Bogenschützen ein Begriff. Doch, dass man aus jedem heimischen bogentauglichen Holz einen leistungsstarken...
Goldangst
Goldangst bezeichnet das Phänomen, dass der Bewegungsablauf beim Bogenschießen nicht wie gewohnt ablaufen kann. Es kommt zu verschiedenen Symptomen, die für Betroffene unüberwindlich erscheinen und häufig als extrem frustrierend erlebt werden. Einige andere Begriffe...
Wie gefährlich sind Verletzungen durch einen Pfeil?
Wie gefährlich sind Pfeilverletzungen?   Was natürlich immer wieder zur Sprache kommt, ist die Frage, wie schwer eine Verletzung durch einen Pfeil beim Bogenschießen tatsächlich wäre. Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten. Zuggewicht des Bogens,...
Holzpfeil
Allgemeines zum Holzpfeil Gegenüber dem Carbon-Pfeil weist der Holzpfeil einige Nachteile auf. Holzpfeile brechen wesentlich leichter, haben nicht dieselbe Geradheit und sind anfällig auf Witterungseinflüsse. Auch sind Holzpfeile vom Grundmaterial her schwerer als...
Über dem Kopf spannen beim Bogenschießen
Über dem Kopf spannen beim Bogenschießen – Sicherheitsregel/ IFAA Turnierregel Das Thema kam letztens in meiner Facebookgruppe auf sowie auch als Kommentar zu einem meiner Videos. (Siehe unten)Und zwar geht es darum, dass ich – und jede Menge anderer Schützen auch –...
Mentaltraining im Bogensport
Was ist Mentaltraining? Bei mentalem Training handelt es sich nicht um eine einzige, spezielle Technik. Mentaltraining ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Techniken, durch deren Einsatz sich die mentalen Fähigkeiten eines Menschen verbessern lassen. Speziell im...
Fernglas beim Bogenschießen – sinnvoll und erlaubt?
Fernglas zum Bogenschießen?   Ein Fernglas wird von vielen Bogenschützen als Hilfsmittel verwendet. Es dient dazu die Trefferzone am Ziel auszumachen, sowie um festzustellen, ob ein Pfeil noch im Ziel oder schon daneben steckt. Auch um zu erkennen, ob ein Ziel...
Der Hauer-Hill aus Mentaltrainer-Sicht
Als Mentaltrainer am Hauer-Hill Eigentlich sollte man meinen, dass man als zertifizierter Mentaltrainer keine Schwierigkeiten damit hat, am Hauer Hill locker-lässig-entspannt zu bleiben. Aber es ist wie überall im Leben: Der Hausarzt raucht und säuft, der...
Online Shop Bogenschießen
Bogensport Produktempfehlungen und Tests – herzlich willkommen! Hier empfehle und teste ich Bögen, Pfeile, Sehnen und Produkte rund um den Bogensport wie Befiederungsgeräte, Checker und ähnliches. Die neuesten Video zu Bogensport-Produkten findest Du stets am Anfang....
Mentales Training

Lerne jetzt Bogenschießen:

Intuitiv Bogenschießen Coaching

  • Lerne alleine oder in einer Kleingruppe
  • Keine Vorkenntnisse nötig
  • Individuelles Eingehen auf Vorkenntnisse und Trainingsziele
  • Leihausrüstung vorhanden